BLOG: ZÜCHTERREPORTAGE STOFBERGEN PLANTCOMPANY

Wir sprechen oft über die Hintergrundgeschichte einer Pflanze. In diesem Fall gibt es auch eine besondere Geschichte hinter der Gärtnerei, die wir besuchen. Lesen Sie, wie es dazu kam, dass Ed Stofbergen von Stofbergen Plantcompany zum Vorreiter der Produktgruppe Bromelien wurde.

 Wie ist Stofbergen Plantcompany entstanden?
Das Gärtnern liegt seit Generationen in unserer Familie. Ich hatte selbst nicht die Absicht, Gärtner zu werden.  Genau wie mein Vater bin ich ein bisschen eigensinnig und mag die ausgetretenen Pfade nicht besonders. Ich wurde zum Landschaftsarchitekten ausgebildet und meine Karriere habe ich bei einem Gärtnermeister begonnen. Aber dann wollte mein Vater expandieren, mein Onkel wollte das Unternehmen verlassen und außerdem hatte ich wegen des strengen Winters wenig Arbeit. So habe ich vor 20 Jahren doch im Unternehmen angefangen.


Konnten Sie sich im Anbau denn verwirklichen?
Unser Unternehmen war vollständig darauf eingerichtet, Bromelien an den Einzelhandel liefern zu können. Nur die bekannten Arten, in großen Mengen und zu niedrigen Preisen.  Ich wollte meinen eigenen Stempel darauf drücken und fing an zu experimentieren. So entdeckte ich die Vielfalt und Schönheit der Bromelienfamilie. Ich war und bin immer noch häufig in Urwäldern und den experimentellen Ecken der beiden Bromelienveredler zu finden. Und irgendwann hatte ich etwas Schönes gefunden: Blatt-Vrieseas, Bromelien mit sehr exotischem Aussehen dank der verschiedenen Blattzeichnungen. Und das wurde fast zum Untergang unseres Unternehmens.

Was lief denn falsch?
Die ersten Testlieferungen der Blatt-Vrieseas wurden gut angenommen. Ich plante groß und begann, so schnell wie möglich große Mengen zu züchten. Und so brachte ich ein schönes und relativ exklusives Produkt wie die Blatt-Vriesea in Einzelhandelsmengen auf den Markt. Das ging völlig schief und hat uns viel Geld und fast den Kopf gekostet. Und natürlich lag ich fast am Boden, aber ich stand wieder auf und habe zwei Dinge gewusst: Ich kann aus diesem Fehler viel lernen und ich sehe Potenzial in der erweiterten Bromelienfamilie.

„Ich stand wieder auf und wusste: Ich kann viel aus diesem Fehler lernen“

Wie ging es dann weiter?
Durch jahrelange Ausrichtung auf die bekannten farbenfrohen Guzmanien und Vrieseas hat die Bromelie bei den Verbrauchern ein gewisses „Plastik“-Image bekommen. Zu Recht, weil zum Beispiel nur die kerzengeraden Sorten ausgewählt wurden. Aber die Trends ändern sich. Skurril und krumm ist jetzt auch in Mode. Ich glaube immer noch an eine Erweiterung des Sortiments, aber ich gehe jetzt ganz anders vor. Ich möchte mit neuen Arten und Sorten Pionierarbeit leisten, aber ich möchte gründlich herausfinden, was der Markt darüber denkt. Ich kann das nicht alleine machen und daher arbeite ich mit den Bromelienveredlern und dem Handel zusammen.

OerstedianaWir gehen ins Gewächshaus und schauen uns Ed Stofbergens Prunkstück an.
Das ist die Tillandsie Oerstediana. Diese wunderschöne Pflanze ist ein Beispiel für das, was ich möchte und was es kostet, dies zu erreichen. Ich bin im Dschungel von Costa Rica auf die Pflanze gestoßen. Dort ist es eine riesige Pflanze, die blühend bis zu sechs Meter hoch werden kann. Ich erzählte dem Veredler, dass ich diese Pflanze als Zimmerpflanze züchten wollte. Er hat mich für verrückt erklärt. Ich gab jedoch nicht auf und nach fünf Jahren Drängen begannen wir mit dem Testen. Erst nach sieben Jahren des Testens ist es uns gelungen, die Tillandsie als Zimmerpflanze züchten zu können. Sie ist wunderschön geworden, genauso, wie es sich der Landschaftsarchitekt in mir vorgestellt hat. Wir haben mit kleinen Mengen angefangen und als die Reaktionen ausgezeichnet waren, haben wir begonnen, die Anzahl soweit zu erhöhen, wie es unserer Meinung nach für den Markt geeignet ist. Genau wie bei der Tillandsie Oerstediana haben wir inzwischen weitere erfolgreiche, neue Bromelien auf den Markt gebracht.

Wir fahren ein wenig weiter zu einem zweiten kleinen Gewächshaus. Was geschieht an diesem Ort?
F&E ist für unser Unternehmen sehr wichtig und hier können wir experimentieren.  Jede Art und Sorte hat ihre eigenen Wünsche hinsichtlich Lichtmenge, Luftfeuchtigkeit usw. Wir versuchen hier, das alles herauszufinden. Auch versuchen wir hier, neue Sorten zu finden. Wir machen das in Zusammenarbeit mit den Veredlern. Wenn ich einen Volltreffer habe, gehe ich zu ihnen. Dann schauen wir uns zusammen an, ob dies zu unserem Unternehmen passt oder vielleicht besser zu einem Kollegen, der Bromelien züchtet.

Können Sie hierfür ein Beispiel nennen?
Es kommt bald etwas richtig Tolles: Bromelien als Terrassenpflanzen. Das werden große Pflanzen, die nicht gut zu unserer Gärtnerei passen. Also haben wir diese an einen anderen Bromelienzüchter gegeben.

Wie sehen Sie die Zukunft der Bromelie?
Es gibt immer noch viel Besonderes im Regal. Das kommt nach und nach in die Testphase und dann auf den Markt. Die Zusammenarbeit zwischen den Veredlern, den Bromelienzüchtern und dem Handel bestimmt den Erfolg. Ich bin überzeugt, dass die Vielseitigkeit des Bromelien-Sortiments dafür sorgt, dass es für jeden Geschmack eine schöne Bromelie gibt. Ich fordere die Gartencenter heraus, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und den Kunden die ganze Vielfalt der schönen Bromeliengattung zu zeigen.

Veröffentlicht: 20 August 2019